Genbank für Wildpflanzen
In den vergangenen Jahrzehnten ist es in Deutschland zu einem Rückgang von Pflanzengenetischen Ressourcen (PGR) gekommen. Gerade der Anteil gefährdeter Wildpflanzenarten, dessen Gradmesser die „Roten Listen “ sind, nimmt deutlich zu. Experimentell erwiesen sind die negativen Folgen des Artenverlustes für die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen. Zudem ist es ökonomisch sehr kurzsichtig, potentielle Ressourcen von Wildpflanzen z.B. für die Arznei- bzw. Züchtungsforschung (Resistenzgene) unzureichend zu sichern. Eine Voraussetzung für den Erhalt der biologischen Vielfalt ist die Bewahrung der genetischen Vielfalt der Arten. Insofern besteht eine vorrangige Aufgabe darin, das Saatgut gefährdeter Wildpflanzenarten zumindest in Gesamtniedersachsen und darüber hinaus bundesweit zu sammeln und in mehrere regionale, untereinander vernetzte Genbanken aufzubewahren. Bereits bestehende Einrichtungen wie die Loki Schmidt Genbank am Botanischen Garten der Universität Osnabrück zeigen, das mit wenigen finanziellen Mitteln ein fortwährend aufzustockender und zu aktualisierender Grundstock an Saatgut insbesondere für Forschungs- Züchtungs- und Erhaltungsmaßnahmen langfristig realisierbar wäre.
Der Sammelschwerpunkt des Vorhabens liegt neben den in Niedersachsen vorkommenden Gefäßpflanzenarten auf den Rote-Liste Arten des gesamten Untersuchungsraums, der nordwestdeutschen Tiefland- und Küstenregion. Für die unter Schutz stehenden Pflanzenarten bzw. für die Betretung entsprechender Schutzzonen im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ sind zuvor Ausnahmegenehmigungen entsprechender amtlicher Stellen eingeholt worden. Das geerntete Saatgut wird getrocknet, dessen Zustand begutachtet, gereinigt, in kleine Papiertüten portioniert und diese werden in Alu-PE Beutel vakuumverschweißt (incl. Zugabe von Silikagel). Nachdem das Saatgut bei -4º C sechs bis acht Wochen „vorgekühlt“ wurde, lagert es schließlich bei -20º C in den Klimakammern der Loki Schmidt Genbank. Keimtests zur Fertilität des eingelagerten Saatgutes werden stichprobenhaft in regelmäßigen Zeitintervallen durchgeführt.
Index Seminum
Botanische Gärten leisten mit ihren umfangreichen Sammlungen einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt von Pflanzen. Der unentgeltliche Samentausch zwischen botanischen Gärten, Universitätseinrichtungen und vergleichbaren öffentlichen Forschungsinstitutionen ermöglicht es, von seiner Herkunft eindeutig identifiziertes Pflanzenmaterial für pflanzensystematische, genetische, biochemische und pharmakologische Untersuchungen sowie für die Nutzpflanzenforschung bereitzustellen. Hierbei ist die strikte Einhaltung der naturschutzrechtlichen Bestimmungen unabdingbar. Der Index Seminum, der Saatgutkatalog des Botanischen Gartens der Universität Osnabrück, besteht seit 1990.
Das Saatgut wird jedes Jahr an Wildstandorten gesammelt, so dass die Wahrscheinlichkeit der Arteinkreuzung artfremder Sippen gering ist. Bei bestandsgefährdeten Sippen werden Sammelgenehmigungen bei den zuständigen Naturschutzbehörden beantragt. Hinsichtlich der Sammelstrategie ist es sinnvoll, am Wildstandort die größtmögliche genetische Variabilität einer Spezies zu erfassen. Von daher sollten bei der Saatgutsammlung vom Probennehmer folgende Indizes berücksichtigt werden (siehe auch unter Button "Informationen - Anleitung zur Saatgutsammlung"):
- Befruchtungssystem (Fremd- bzw. Selbstbefruchtung)
- Vermehrung (sexuell bzw. asexuell)
- Anzahl beprobter Individuen
- beprobte Fläche
Für den Osnabrücker Index werden zumindest von allen bestimmungskritischen Sippen Herbarbelege angefertigt und im Herbarium OSBU der Speziellen Botanik der Universität Osnabrück hinterlegt.